Akademische Diskussion

17. Januar 2011  Positionen

Wir sind wieder einmal in eine akademische Diskussion verwickelt worden über die Benutzung des Begriffs und den Begriff des Kommunismus selbst. Und unser Vorhaben war, auf diese Diskussion nicht einzugehen, auch weil das Wort mit unvorstellbaren Gewaltverbrechen verknüpft ist. Wir lehnen jedenfalls jede Form der Gewalt ab, und wenn im Rahmen von Veranstaltungen, die der LINKEN nahe stehen, Menschen Opfer von Gewalt werden, tut uns das zutiefst leid.
Nun ging es auch bei Anne Will um den Kommunismus. Ein Begriff, der seine Taufe um 1848 erlebte. Das ist ein bisschen lange her. Es ist sozusagen ein historischer Begriff, der zu interpretieren wäre im historischen Kontext.
Also greife ich die Diskussion doch auf. Es wurde auch bei Anne Will gesagt, dass eine emotionsfreie Diskussion aufgrund der Geschichte gar nicht möglich sei.
Ich hörte gestern auf SWR2 den Beitrag „Blind und geschichtslos“ eines Studenten der Wirtschaftswissenschaften, der die akademische Lehre bemängelte. Man studiere überholte Methoden und Modelle, ein Bezug zum realen Leben fehle völlig. Unter anderem lerne man in diesem Fach nichts aus der Geschichte. Es drängt sich mir der Gedanke auf, dass wir zwar viel über Vergangenheitsbewältigung geredet haben, aber die Vergangenheit in ihrer Breite nicht tatsächlich bewältigt ist, sonst gäbe alle diese Defizite nicht. Ich meine, früher fast 100.000 Studienanfänger – heute etwas weniger – in diesen Fächern, das ist eine große Menge von jungen Menschen, die vielfach in Führungspositionen landen.
Weder also haben Wirtschaftswissenschaftler die Gesellschaftsformen durchstudiert, noch unsere Politiker. Bei Anne Will geben die Gäste zu, dass eine objektive Diskussion auch in der Gesellschaft nicht möglich ist unter anderem mangels Sachkenntnis. Sozialismus, Kommunismus, Stalinismus und Unrecht in der DDR, Begriffe und Inhalte werden durcheinandergeworfen. Unter diesen Bedingungen kann man sich nicht einlassen in eine Diskussion.
Wir bleiben daher dabei: Wir LINKE fordern einen demokratischen Sozialismus. Und wir möchten die Lebensbedingungen der Menschen verändern. Menschen brauchen menschenwürdige Arbeitsplätze. Und nicht die Gewinnmaximierung darf darüber entscheiden was was ist, sondern fächerübergreifend ausgebildete Führungskräfte müssten diese mit hoher Verantwortung behafteten Entscheidungen treffen lernen.
Wie wir dahin kommen, oder wie wir im Diskurs zukunftsweisende Entscheidungen treffen lernen, darüber wäre zu diskutieren.
Nicole Stadler (Ersatzkandidatin)