Die Bildung unter dem grün-roten Spardiktat

18. Dezember 2013  Allgemein, Berichte

aus der Reihe POLITISCHE BILDUNG am 12.12. 2013

Nicole bedankt sich bei Edmond

Nicole bedankt sich bei Edmond

Edmond Jäger, linker Kandidat der vergangenen Bundestagswahl und Gymnasiallehrer aus Tuttlingen, berichtete zum Einstieg eine Anekdote über die Fachkenntnisse von Ministern. So wird erzählt, dass in Baden-Württemberg eine frühere Kultusministerin annahm, dass Gymnasiallehrer an Pädagogischen Hochschulen ausgebildet würden, was einfach noch nie der Fall war.
Was ihm bei der Vorbereitung auf den Abend besonders aufgefallen sei, dass sei, dass die Ungleichheit der Bildungschancen sehr groß sei, mit den entsprechenden Folgen für das Berufsleben. So würden, wenn er als Lehrer fünf Kinder hätte, zumindest im statistischen Mittel vier von ihnen studieren, während von seinen fünf Kindern, wäre er Arbeiter, nur eines studieren würde.
Früher sei man davon ausgegangen, dass im Land der Dichter und Denker, Schüler ziemlich klug sein müssten. Die erste PISA Studie sei daher ein Schock gewesen, denn Deutschland hatte im internationalen Vergleich beschämende Ergebnisse. Inzwischen hätten die deutschen Schüler aufgeholt, aber es sei zu befürchten, dass man sich auf diesen Ergebnissen ausruhen werde. Dabei sei weitere Anstrengung nötig, denn die Kinder kämen aus ganz verschiedenen Elternhäusern mit ganz verschiedenen Voraussetzungen. Die Schulen seien darauf schlecht vorbereitet. Viele Eltern könnten ihren Kindern weder helfen, noch Nachhilfe finanzieren. Teilweise sie kulturell bedingt für manche Bildung wenig wichtig. Dazu kämen bei Kindern mit Migrationshintergrund Sprachprobleme. Außerdem sei die Inklusion, die nach der UN-Behindertenrechtskonvention, auch in Deutschland umgesetzt werden muss, eine besondere Aufgabe, die nicht kostenneutral gestemmt werden könne. Vielfach würden Eltern und Lehrer von den schlechten Bedingungen abgeschreckt.
Nun habe Grün-Rot in den Koalitionsvereinbarungen für den Bildungssektor Investitionen und eine verbesserte Qualität angekündigt. Diese Ankündigungen werden aber nicht eingehalten. Im Gegenteil es werde weiterer Abbau geplant. Der jährliche Abbau ab 2015/16 von dann sogar 1500 Lehrerstellen sei keine echte Kürzung wegen der sinkenden Schülerzahlen, werde argumentiert. Inzwischen zeichnet sich ab, dass diese so stark gar nicht ausfalle.
Das Image von Haupt- und Werkrealschulen sei sehr schlecht. Und wo solche Schulen in Städten zu Gemeinschaftsschulen umgewandelt werden,  verändere sich dies kaum. Die Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg soll in Zukunft Hauptschulabschluss, Realschulabschluss sowie Abitur umfassen. Gemeinschaftsschulen sind Ganztagsschulen, im Unterschied zu den meisten Schulen im Land. Teilweise werden sie nur von 10% Kindern mit Gymnasialempfehlung besucht. Eine gute Durchmischung sei das nicht. In ländlichen Regionen sei das etwas besser, dieser Schultyp werde von vielen Bürgermeistern begrüßt. Immerhin ein Drittel von ihnen gehörten sogar der CDU an. Überhaupt gebe es in jedem Bundesland Bildungshoheit, somit seien die Schulsysteme überall unterschiedlich. Das führe bei der heute geforderten Flexibilität häufig zu Schwierigkeiten.
Leider sei mit dieser Neueinführung nicht auch die Lehrerausbildung auch gleich reformiert worden. Es wird vielfach ungerecht empfunden, dass Gymnasiallehrer neben Realschullehrern die gleiche Arbeit tun, dafür aber verschieden entlohnt würden.
Kritisch sei auch zu sehen, dass wegen der knappen Mittel an den Schulen Sponsoring beliebt sei. So veranstalteten Banken Bewerbertraining und aus den verschiedensten Branchen landeten Lernmaterialien mit versteckter Werbung in den Klassenzimmern. Weiterhin gebe es hier eine Vereinbarungen zwischen dem Land und Schulen, dass Offiziere der Bundeswehr für ihr Berufsbild werben dürfen und über Sicherheitspolitik einseitig informiert werde. Das sei nochmal etwas ganz anderes, als wenn ein Lehrer gezielt jemanden einlade, um den Unterricht zu ergänzen. Es gebe daher die Aktion mit der Forderung „Schulfrei für Bundeswehr“.
Zum Schluss stellte Edmond fest, dass auch das angekündigte Sonderprogramm gegen Lehrerausfall ausgeblieben sei. Stattdessen sei im Ergänzungsbereich (AGs, Klassenlehrerstunden, Sonderbedarf) im Gymnasium massiv gekürzt worden.