Ein Abend über die Präsidentschaftswahlen in Frankreich

22. April 2012  Allgemein

Kreissprecherin Nicole und Elias als ReferentSehr interessierte Teilnehmer trafen sich zu dem öffentlichen Gesprächskreis am 19. April 2012 in Bad Säckingen anlässlich der Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Mit dabei nicht nur zwei junge Erwachsene sondern auch außer Prof. Elias Seidowsky ein weiterer Franzose, der die Informationen kompetent ergänzte. Wir hatten auch das unverhoffte Glück, dass wir das Informationsmaterial zur Wahl, das jeder französische Wahlberechtigte bekommt, vorliegen hatten, also die zehn Programme der jeweiligen Kandidaten.
Wir erhielten von Elias einige Informationen über das Wahlsystem unserer Nachbarn, wie es zu dieser direkten Wahl des Präsidenten historisch gekommen ist und wie es zu so viel Kandidaturen kommen kann. Jeder Kandidat benötigt 500 Wahlempfehlungen von Mandatsträgern, die auch Bürgermeister von Ein-Mann-Gemeinden sein können. Außerdem wurden als Kennzeichen der französischen politischen Kultur vorgestellt: die Wichtigkeit der sozialen Erhebungen, Generalstreiks, Jugendbewegungen, sowie «Napoleonismus» also der Ruf nach dem starken Mann.
Anschließend wurde ein Vergleich zwischen den jeweiligen politischen Kräften in beiden Ländern vorgestellt mit den Besonderheiten und Unterschieden:

  • Stärke der Rechtsextremen in Frankreich (bei 15%)
  • erfolgversprechende Prognosen der Linksfront (Linke Partei, Kommunisten, und Trotzkisten), deren Kandidat von 6% bis um die 15% erreicht, und hoffentlich die rechtsextreme Kandidatin überstimmen kann!
  • Gleichgewicht zwischen Sozialisten und Gaullisten, um die 25-26 %
  • 10% für einen Zentrumskandidaten
  • Anwesenheit von fünf kleineren Kandidaten, darunter 2 Trotzkisten; die 2002 immerhin 10% der Stimmen verbuchen konnten, schwache Aussichten für die Grüne Kandidatin, sowie für den Rechten «Souveränisten» und einen von einem amerikanischen Milliardär unterstützten Kandidaten

Den Kern des Abends bildeten die politischen gemeinsamen Schwerpunkte in beiden Ländern
•    Soziales und Arbeitsbedingungen: Mindestlohn, Prekariat, Renten und Arbeitszeit, Stress, Mobbing, Burn-out und sogar eine Welle von Selbstmorden in einigen französischen Branchen

  • «Problem» der Staatsverschuldungen in beiden Ländern,(80bis 85% der BSP) und die politischen Vorschläge der Linken
  • die spezifischen Punkte jedes Landes wie Energiewende und Atomausstieg einerseits, das Erscheinen der Piraten, und das Problem der «Sicherheit» und der 750 Problemvorstädte andererseits

Wir werden sicher alle die Ergebnisse am nächsten Sonntag interessiert verfolgen.
Der nächste Termin nach dem Stammtisch am 26. April ist der 1. Mai. Wir treffen uns in Rheinfelden. Weiteres unter Termine.