Betriebsräte – im LK Waldshut viel seltener als anderswo

09. März 2013  Allgemein
Aus einer Kampagne gegen Leiharbeit von Verdi

Aus einer Kampagne gegen Leiharbeit von Verdi

Wir haben einen Gewerkschafter zu Gast gehabt, der uns zunächst die vielen Vorteile einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft erläuterte.

Allgemein
Die IG Metall ist mit über 2 Millionen Mitgliedern die größte Einzelgewerkschaft in Deutschland. In der Vergangenheit sind viele kleine Gewerkschaften in der IG Metall aufgegangen, so z.B. aus dem Textilbereich.
Die Gewerkschaft vertritt den Arbeitnehmer nicht nur in Tarifverhandlungen, sondern berät und unterstützt in Fragen zu

  • Arbeits- und Sozialrecht (z.B. Rentenanträge)
  • Tarifpolitik
  • Beschäftigungs- und Strukturpolitik
  • Bildungsarbeit
  • Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz
  • Neue Technologien
  • Unterstützung bei Schwerbehindertenvertretungen
  • Frauenarbeit
  • Ausländische ArbeitnehmerInnen
  • Jugend
  • Beratung bei den ersten Schritten im Falle von Überschuldung/Privatinsolvenz

Und besonders interessant für Arbeitnehmer in dieser Grenzregion

  • Grenzgänger- und Rentenfragen

Regional
In unserer Region ist das nächstgelegene Gewerkschaftsbüro von der IG Metall in Waldshut.
Das Büro der IG Metall befindet sich in Waldshut in der Kaiserstraße 89. Die Sprechzeiten sind

Dienstag und Mittwoch, 9 bis 12 Uhr und
Montag und Donnerstag, 14 bis 18 Uhr
Ansprechpartner ist Franz Ritter. Weitere Infos über www.loerrach.igm.de
Außerdem hat sich in Waldshut 2012 ein DGB Kreisverband gegründet.
Der Kreis Waldshut ist eine Region in der es deutlich weniger Betriebsräte gibt, als in anderen Regionen Deutschlands. Das habe auch damit zu tun, dass hier wesentlich mehr inhabergeführte Betriebe sind.

Diverses:
In Betrieben, die einen Betriebsrat haben, werden Tariflöhne bezahlt. Bei Forderungen der Belegschaft, kann die Gewerkschaft die Verhandlungen mit der Firmenleitung mit ihren Erfahrungen unterstützen. Ein Betriebsrat hat im Fall einer Unternehmensinsolvenz ganz andere Möglichkeiten zu verhandeln und kann für die Arbeitnehmer wesentlich höhere Abfindungen etc. heraushandeln.
Wichtig ist die Mitsprache in wichtigen Unternehmensentscheidungen. Missstände im Bereich Leiharbeit betreffen z.B. Leiharbeiter, die schon einige Monate im Betrieb sind, müssen besser bezahlt werden. Deshalb werden sie häufig nach dieser kurzen Zeit ausgetauscht. Es kommt gerne vor, dass bei der Berechnung von Fahrgeldern Fehler gemacht werden. Leiharbeitern wird eine Übernahme versprochen. In der Hoffnung darauf wird Mehrarbeit geleistet oder es werden Missstände akzeptiert. Oftmals werden sie dann doch nicht übernommen.
Berechtigte Forderungen können eingeklagt werden, Druckmittel sind vom Gericht verhängte Ordnungsgelder.
Inzwischen werden im Süden zunehmend Betriebsräte gegründet. Beispielsweise haben Teilzeitarbeitnehmerinnen dies durchgesetzt gegen Teile der festangestellten männlichen Belegschaft, die Angst vor Verlust von jahrzehntealten Privilegien hatte – ganz zu Unrecht im Übrigen. Andernorts wurde ein Betriebsrat trotz Gegendruck von der Geschäftsleitung gegründet. Unter anderem mit Hilfe sanften Drucks der größten Kunden, dessen Betriebsrat sich einsetzte.

Wir diskutierten dann noch über diverse Belastungen von Arbeitnehmern, wie die Unmöglichkeit bei Dumpinglöhnen zu sparen. Leider gibt es in unserer Region auch übermäßig viel Spielhallen und –casinos. Daraus resultiert häufig eine immense Verschuldung. Dies müsste eingedämmt sein.
Fazit des Abends: eine starke Gewerkschaft macht starke Arbeitnehmer. Aber wir fordern auch das Verbot von Leiharbeit in seiner derzeitigen Form und einen gesetzlichen Mindestlohn, der es ermöglicht eine Renten zu beziehen, die über dem Existenzminimum liegt. Also etwa bei 12 Euro.